Gedenken in Heinersdorf
Am 8. Mai – 65 Jahre nach Kriegsende – gedachten Einwohner von Heinersdorf der Opfer des Zweiten Weltkrieges. Ortsvorsteher Steffen Adam hielt dazu folgende Rede:
Die jüngere Vergangenheit ist nicht vorbei. Ganz im Gegenteil, mit zunehmendem zeitlichem Abstand steht sie stärker denn je im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Dies zeigen Diskussionen zum Bau von Mahnmalen, der Dokumentation der Vermächtnisse von Zeitzeugen oder Inhalt von Schulbüchern. Die Erinnerung an ein dunkles, an das dunkelste Kapitel der Geschichte soll und darf nie verblassen. Das Vergessen ist der größte Feind der Erinnerung. Deshalb ist es wichtig, eine Erinnerungskultur im Ort aufzubauen, die Geschichte erlebbar und anfassbar macht. Dazu zählen ohne Zweifel die sichtbaren Orte der Erinnerung in Heinersdorf. Die Kriegsgräberstätte im Park ist wohl die plastischste Veranschaulichung der Unsinnigkeit und Leidhaftigkeit von Krieg und Zerstörung. Aber wir kennen auch noch andere Stätten, die der Erinnerung dienen. So finden wir in der Kirche die Namen von den Menschen, die in Heinersdorf den beiden Weltkriegen zum Opfer gefallen sind. An sie erinnern auch das große Kreuz vor dem Eingang der Kirche und das Mahnmal im Dorfanger. Von Fürstenwalde kommend ragt unübersehbar ein weiteres Kreuz, das an die Menschen erinnern soll, die trotz der Tyrannei des Hitlerregimes nicht weiter Werkzeuge dieses Krieges sein wollten. Für zwei polnische Zwangsarbeiter, die in Heinersdorf erschossen wurden, erinnert ebenfalls ein Kreuz auf dem Friedhof. All dies sind Orte, die an Schicksale, an Leid und Tod erinnern. Für jeden Menschen sichtbar! Und ich hoffe, dass wir in naher Zukunft einen weiteren Ort der Erinnerung in Heinersdorf schaffen können. Aufgrund eines Hinweises über die drohende Festnahme durch die Gestapo nahm sich Hans-Alexander von Voss am 8. November 1944 im Schlosspark das Leben. Hans-Alexander von Voss war Widerstandskämpfer des 20. Juli und erkannte als Offizier der Wehrmacht recht früh die Sinnlosigkeit dieses Krieges und schloss sich dem Widerstand gegen Hitler an. Ausdruck findet gerade die öffentliche Erinnerungskultur in einem vielfältigen Spektrum von Initiativen und Herangehensweisen, wozu in erster Linie die Erziehung der Jugend steht. In einem persönlichen Gespräch mit Kaschimir Smolem, dem ehemaligen Leiter der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, der selbst im Stammlager Auschwitz inhaftiert war, wurde mir deutlich, dass das Wichtigste für die Erinnerung die Arbeit mit der Jugend ist. Alle Überlebenden der Konzentrationslager betonen immer wieder die Arbeit mit der Jugend. Die Jugend muss an diese grausame Zeit erinnert werden. Orte dieser Form des Erinnerns sind natürlich die Schule und der Jugendclub. Beide Einrichtungen beteiligen sich an vielen Projekten zu dieser Thematik. Die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen ist für mich ein weiterer, sehr wichtiger Punkt im Kampf gegen das Vergessen. Somit sind auch die Schule und der Jugendclub für mich Orte der Erinnerung. Erinnerung und Erinnern sind zwei weit auseinander liegende Dinge. Für die Erinnerung haben wir in Heinersdorf viele Orte. Aber was tun wir für das Erinnern? Der heutige Tag soll der Erinnerung dienen und an die grausamen Taten des Zweiten Weltkrieges erinnern. Vergessen wir nicht, dass dieser Krieg Millionen von Menschen das Leben kostete und die ganze Welt ins Wanken brachte. Vergessen wir dies nie!
Steffen Adam
Bild zur Meldung: Gedenken in Heinersdorf