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Forscherreise zum Graben

Neuendorf im Sande, den 28. 04. 2011

Jedes Jahr im März unternehmen wir einen Frühlingsspaziergang, um zu sehen, wie die Natur wieder erwacht mit ihren ersten Frühblühern. Dabei kommen wir auch immer an einem Graben vorbei, der nur im Frühling das Schmelzwasser führt. Schnell sind die Kinder begeistert und fangen an, Steine und Stöcke ins Wasser zu werfen. Sie stecken ihre Hände ins Wasser und würden am liebsten den ganzen restlichen Tag am Graben verbringen. Dieses Jahr war es anders.

Zwei Jungen aus der ältesten Gruppe bauten sich aus Pappkarton ein Boot. Sie steckten viel Mühe hinein, bemalten, schnitten aus und klebten diverse Dinge an. Auf einmal verabredeten sie sich zu einer Wette, wer das schnellere Boot hätte, würde eine Tafel Schokolade vom anderen bekommen. Angespornt durch den Wetteinsatz schraubten sie einen alten Computer auseinander und verwendeten die verschiedenen elektronischen Teile als Antrieb, Fernsteuerung und Schubdüsen. So entstand aus einer Kinderidee heraus das alljährliche Projekt. Wir wanderten also zum Graben, um den Sieger herauszufinden. Tatsächlich hielt ein Boot dem Wasser stand und schwamm bis ins Ziel, während das andere durchnässt und völlig aufgeweicht durch den Bach geschleudert wurde. Natürlich gab es Tränen, aber auch neuen Mut und Ansporn, etwas Besseres zu bauen als zuvor. Vom Ehrgeiz gepackt, beschlossen auch alle anderen Kinder, sich ein Boot zu bauen und so reisten wir schon am nächsten Tag mit größerem Erfolg erneut an den Bach. Die meisten Boote hielten den Fluten stand und die Kinder stellten etwas über die unterschiedlich verwendeten Materialien und ihre Eignung zum Schiffsbau fest. Als die Kinder größere Feldsteine entdeckten, warfen sie sie ins Wasser. Fasziniert von den großen Spritzern, sammelten sie immer mehr bis sie feststellten, dass die Steine das Wasser etwas stauten und es hinter den Steinen noch mehr Kraft besaß als vor den Steinen, da es durch den Druck um die Steine herum beschleunigt wurde. Aus den Stromschnellen wurde schließlich versucht, einen Damm zu bauen bis die Kinder feststellten, dass man das Wasser nicht bezwingen kann und es sich immer wieder einen Weg sucht. Kurzerhand wurde der Damm zu einer Steinbrücke umfunktioniert und die Mutprobe, zur anderen Seite zu gelangen, wurde zur Herausforderung. Die Kinder, die durch Regenhosen und Gummistiefel geschützt doch einmal ins Wasser traten, berichteten, was für eine Kraft das Wasser hatte. Die Strömung war ganz schön stark in so einem kleinen Bach – ein Kind fragte: „Wieviel Kraft hat denn dann eine Riesenwelle?!“ Die Kinder beschlossen, an den darauf folgenden Tagen Waagen und Tüten zum Messen mitzunehmen, andere besorgten sich Lupen, um als Wasserforscher tätig zu werden. Und so wurde die Arbeit am Graben mit jedem Tag individueller und jeder forschte auf dem Gebiet, das er für interessant erachtete. Manchmal kamen wir als forschende Begleiter nicht hinterher mit fotografieren und dokumentieren – so viele Sachen entstanden an allen Ecken und Enden. Für dieses alljährliche Projekt gewannen wir die Auszeichnung „Haus der kleinen Forscher“. Das Forschen in Wald, Wiese, am Bach und im Garten ist ein wichtiger Bestandteil unserer pädagogischen Arbeit.

 

M. Deubler