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Ohne Kuss in den Hafen der Ehe

26. 10. 2010

…. steuerten Vicky und Adrian am 6. Oktober vor dem Heinersdorfer Standesamt.
Trauung hat was mit „sich trauen“  zu tun, entdeckten mehrere heiratswillige Mädchen, nachdem sie von den auserwählten Jungs eine Abfuhr erhalten hatten. Lediglich Adrian ließ die Risiken und Nebenwirkungen ungeprüft und willigte ein, Vicky zum Standesamt zu führen. Dieses wurde kurzerhand von Steinhöfel in den Heinersdorfer Hort verlegt, wo Frau Krenz vor 44 Gästen die Trauungszeremonie vornahm. Tagelang war spekuliert worden, in welcher Form es den obligatorischen Kuss geben wird. Dann war es soweit. Die Ringe waren angesteckt, die Eheurkunde unterschrieben. Die Spannung stieg. Galant umschiffte Frau Krenz die heikle Stelle und sagte: „Und nun darf sich das Brautpaar umarmen.“ Kein Kuss! Aber auch keine Zeit enttäuscht zu sein; denn es durfte gratuliert werden und die Hochzeitstorte mit Wunderkerzen wartete bereits.
Die anschließenden Hochzeitsrituale überstand das Brautpaar tapfer. Bis zum Eröffnungstanz unter dem Schleier. Der fiel leider aus, weil Vicky mit einem „Ich hab` die Nase voll“ ihren Angetrauten auf der Tanzfläche stehen ließ. Beim Hausmannspiel war ihre Stimmung dann schnell wieder auf dem Höhepunkt: Vicky bekam einen gemütlichen Platz mit einer Glocke neben sich und durfte in einer Zeitschrift blättern - so wie es sich für eine Ehefrau gehört. Adrian erledigte währenddessen die Hausarbeit: Baby wickeln und füttern, Gemüse schneiden, Wäsche waschen usw – so wie es sich für einen Ehemann gehört. Und immer, wenn Vicky läutete, musste ihr Adrian ein Glas Sekt bringen. Es versteht sich von selbst, dass Vicky die Ehe in vollen Zügen genoss. Anstrengender wurde es für sie bei der nächsten Aufgabe. Während sie Wäsche aufhängte, musste Adrian das gemeinsame Wirtschaftsgeld Münze für Münze in die Runde werfen. Adrian begriff spätestens beim Zählen der wenigen übrig gebliebenen Münzen, wie ruinierend eine träge Frau sein kann.
In den intimen Bereich führte uns das Paar beim „Wadentasten“ - einer Partnersuche der besonderen Art. Schließlich entschieden Braut und Brautmutter beim Nuckelflaschenwetttrinken, wer in der Ehe Regie führen wird und dann konnten endlich auch die Gäste aktiv werden. Sie schlüpften (auch äußerlich) in die Rolle von hungrigen Babys mit vollen Windeln, fürsorglichen Müttern oder sehschwachen Opas. So viel verkleckerten Pudding hatte der Fußboden schon lange nicht mehr gesehen. Ebenso nicht alltäglich waren fliegende Blumen. Zu Festbeginn von den Blumenmädchen gestreut, wurden sie gegen Festende in Form eines Straußes von der Braut geworfen … Und von Lucy gefangen! Deren Begeisterung nahm allerdings schlagartig ab, als ihr die Folge bewusst wurde. Wer nicht (zu)hören will, muss fühlen. Oder in diesem Fall heiraten. Um dafür gewappnet zu sein, bekam jeder eine Hochzeitszeitung mit auf den Nachhauseweg; inklusive einer Gebrauchsanweisung für ein glückliches Miteinander. Natürlich ohne Garantie.
Auf einen kleinen Regelverstoß wurden wir am nächsten Tag hingewiesen. Vickys Mutti „beklagte“ sich, dass ihre Tochter ohne Vorankündigung geheiratet hat. Nach dem Ansehen der Fotos akzeptierte sie jedoch ihren Schwiegersohn und gab nachträglich ihre Einwilligung. Persönlich kennenlernen konnte sie ihn jedoch noch nicht; denn seit der Hochzeit entzieht er sich krankheitsbedingt den ehelichen Pflichten. Soviel zum starken Geschlecht.

 

Im Namen der Kinder

M.Mosters