War schön heute
Als die Schulleiterin der Grundschule Heinersdorf mich fragte, ob ich mit einer Schülergruppe einen naturkundlichen Ausflug im Rahmen eines themenoffenen Projekttages machen würde, sagte ich ohne Zögern zu.
Wenn wir „Alten" unsere Kenntnisse an die junge Generation nicht weitergeben, gehen sie mehr und mehr verloren und bleiben nur wenigen Spezialisten vorbehalten. Wir müssen das Interesse an der Natur in unseren Kindern wecken bzw. wach halten; denn der Mensch braucht die Natur zum Überleben. Aber womit fängt man da an bei
4 Unterrichtsstunden bei der immensen Fülle an Informationen, die in der Natur stecken?
Auf dem Weg zur Schule sammelte ich einen Strauß mit Gräsern, Zweigen und Kräutern, um den Kindern die enorme Vielfalt in der Gestaltung der Pflanzen zu erläutern. Dies geschah dann auch gleich nach der Begrüßung auf dem Schulhof. Dabei machte ich u. a. auch auf den Geruch aufmerksam, der vielen Pflanzen eigen ist und als Erkennungsmerkmal herhalten kann. Dann machten wir uns - 10 Jungen und ein Mädchen der 1 - 3. Klasse und Herr Ulrich - auf den Weg.
Man braucht ja nur ein paar Schritte vor die Haustür zu gehen und schon ist man mittendrin in der Natur. Jetzt muss man sich nur noch fragen: Was ist das? (Wer nicht fragt, bleibt dumm, heißt es in der „Sesamstraße") Eine Antwort kann man bei anderen Kindern, Eltern und Großeltern oder in Büchern finden.
Wir sahen im Dorf über die Gartenzäune und erklärten uns gegenseitig, was es da zu sehen gab. Einige der Jungen kannten sich im Garten schon gut aus. Bei Pflanzen, die nicht auf dem Speisezettel stehen, wurde es schon schwieriger.
Uns Eltern muss mehr bewusst werden, dass die modernen Medien den Aufenthalt unserer Kinder im Freien immer mehr verdrängen und damit auch die Beschäftigung in und mit der Natur.
Auf dem Gelände beim „Haus am Park" betrachteten wir den Gingkobaum und entdeckten ein verwildertes Kräuterbeet mit verschiedenen Arten von Minzen, welche das Interesse der Jungen weckte. Mit Aufmerksamkeit wurden die Blutbuchen bedacht, die ja durch ihre Färbung zwischen dem vielen Grün auffallen. Weiter ging's in Richtung
Tiergehege, wo sich die Kinder eine Weile mit den Erklärungstafeln beschäftigten. Schließlich erfasste die Kinder ihr Spiel- und Abenteuertrieb, und den konnten sie jetzt ausleben. Eine Höhle wurde entdeckt (ein umgestürzter Baum), ein Fuchsbau gesucht und nicht gefunden, die maroden Angelstege einer Belastungsprobe unterzogen
(wir Erwachsenen mussten fürchten, dass noch einer ins Wasser fällt), eine Quelle gefunden (es war aber nur der Auslauf einer Drainage).
Schließlich machten wir uns auf den Rückweg. Am Sportplatz vorbei quer durch den Park landeten wir wieder an den Gehegen, wo Tisch und Bänke stehen. Dort zeigte ich noch einige Bücher (Naturführer, Bestimmungsbücher), die interessiert durchgeblättert wurden. Einige Jungen stöberten indes im Unterholz und brachten mit „Hallo" zwei riesige Baumpilze angeschleppt. Die wurden dann zerteilt, damit jeder ein Stück mitnehmen konnte. Aber letztlich blieb alles im Wald liegen.
Kurz vor der Schule sagte einer der Jungen zu mir, „War schön heute"!
Fand ich auch.
Eine Nachbemerkung sei mir noch erlaubt: Mal abgesehen von dem teilweise wenig geeigneten Schuhwerk, das einige der Kinder für diese Exkursion trugen, fiel mir auf, dass etliche Jungen eine schlechte Bein- und Fußstellung haben. Ich denke, die Eltern sollten ihre Sprösslinge mal unter die Lupe nehmen und gegebenenfalls einen Orthopäden um Rat und Hilfe fragen. Solche Fehlstellungen können unangenehme Folgen haben.
Bernd Büttner